Glossar

Angst / Angststörung

Es gibt keinen Menschen, der frei von Angst ist. Diese ist oft überlebensnotwendig, da sie z.B. dafür sorgt, dass Menschen auf einer hohen Klippe vorsichtig an den Rand treten, statt los zu springen.

Wenn diese Angst ein übersteigertes Ausmaß annimmt, dass den Menschen in seinem täglichen Handeln und seinem Wohlbefinden einschränkt, spricht man von einer Angststörung. Darunter fallen Panikstörung, Agoraphobie (= Angst vor bestimmten Orten, weiten Plätzen oder Menschengedränge), generalisierte Angststörung (ständiges Gefühl von Anspannung und Besorgtheit in Bezug auf alltägliche Ereignisse oder Probleme), Soziale Phobie (ausgeprägte Angst, im Mittelpunkt zu stehen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten), Spezifische Phobien (z.B. die Angst vor Spinnen, vor engen Räumen usw.).

Anpassungsstörung

Eine Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein einmaliges oder länger anhaltendes belastendes Lebensereignis (z.B. Trennung, Verlust des Arbeitsplatzes, Veränderung im Lebensumfeld, Krankheit), die sich in veränderter Stimmung (affektive Symptome) oder auch in zwischenmenschlichen Schwierigkeiten (Störung des Sozialverhaltens) ausdrücken kann. Die Anpassungsstörung charakterisiert sich durch Zustände subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigungen, die sozialen Beziehungen und die Leistungsfähigkeit sind eingeschränkt, was einen hohen Leidensgrad nach sich ziehen kann.

Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom und der frühkindliche Autismus unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Entwicklung. Die kommunikativen und sprachlichen Fähigkeiten von Kindern mit Asperger-Syndrom sind - im Gegensatz zu Patienten mit frühkindlichem Autismus - in den ersten drei Lebensjahren unauffällig.

Diese Form des Autismus wird daher meist erst im Vorschul- oder Schulalter deutlich. Obwohl die Kinder oft durchschnittlich intelligent sind, haben sie häufig in Kindergarten und Schule Schwierigkeiten. Sie weisen eine gestörte soziale Interaktion und stereotype Verhaltensmuster auf – in vielen Fällen aber schwächer ausgeprägt als beim frühkindlichen Autismus. In der Regel zeigen sich diese Auffälligkeiten beim gemeinsamen Spielen mit gleichaltrigen Kindern, an dem Kinder mit Asperger - Syndrom entweder kein Interesse haben oder es nach eigenen Regeln spielen wollen, so dass es oft zu Streit kommt.

In bestimmten Wissensbereichen, die das Allgemeinwissen deutlich dominieren, können Personen mit Asperger - Syndrom häufig erstaunliche Fähigkeiten, Kenntnisse und Gedächtnisleistungen zeigen (Inselbegabung).

Bulimia Nervosa (Ess- / Brechsucht)

Die Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) ist eine Essstörung mit wiederholten anfallartigen Heißhungerattacken, bei denen in kurzer Zeit große Mengen meist besonders fett- und zuckerreicher Lebensmitteln zugeführt werden. Anschließend versuchen die Patienten sich der aufgenommenen Nahrung wieder zu entledigen – am häufigsten durch selbst ausgelöstes Erbrechen. Auch Fasten, exzessive körperliche Betätigung und der Missbrauch von Abführmitteln, Diuretika (Arzneimittel zur Ausschwemmung von Wasser) und anderen Medikamenten (z.B. Schilddrüsenhormonen) können als Gegenmaßnahmen zur Gewichtszunahme ergriffen werden. In der Regel versuchen Betroffene ihre Essattacken und das anschließende, provozierte Erbrechen zu verheimlichen.

Betroffene empfinden sich häufig als zu dick, obwohl sie in der Regel normalgewichtig sind. Fast immer geht einer Bulimie eine Diät voraus.

Die Bulimia nervosa ist eine ernsthafte psychische Störung und wird in vielen Fällen von zum Teil schwerwiegenden anderen psychischen Störungen - wie z. B. Angststörungen, affektiven Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Belastungsstörungen, Sucht oder ADHS - begleitet. Sie entwickelt sich oft als Folgeerkrankung einer Magersucht (Anorexia nervosa).

Depression

Eine Depression ist eine weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann.

Sie kann über längere Zeit oder wiederkehrend auftreten und die Fähigkeit einer Person, zu arbeiten, zu lernen oder einfach zu leben, beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Depression zum Suizid führen. Milde Formen können ohne Medikamente behandelt werden, mittlere bis schwere Fälle müssen jedoch medikamentös bzw. durch professionelle Gesprächstherapie behandelt werden.

Depressionen setzen oft in einem jungen Alter ein. Sie betreffen häufige Frauen als Männer und Arbeitslose sind ebenfalls stärker gefährdet.

Essstörung

Bei Kindern und Jugendlichen können verschiedene Formen von Essstörungen auftreten, die mitunter gefährliche Komplikationen mit sich bringen können. Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert-Koch-Instituts kam zu dem Ergebnis, dass bei etwa einem Fünftel aller 11- bis 17-Jährigen in Deutschland ein Verdacht auf eine Essstörung vorliegt. Bei jedem dritten Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren gibt es Hinweise auf eine Essstörung, bei den Jungen sind 13,5 Prozent auffällig.

Zu den häufigsten Essstörungen zählen:

Magersucht (Anorexia nervosa)

Die Magersucht charakterisiert sich durch Gewichtsverlust aufgrund der Angst vor einem zu dicken Körper. Betroffene schränken ihre Nahrungsaufnahme ein, gehen oftmals übertriebenen körperlichen Aktivitäten nach und verwenden zuweilen Appetitzügler oder Medikamente zur Entwässerung, um das Körpergewicht zu reduzieren.

Indikation

Als Indikation bezeichnet man in der Medizin den Grund für den Einsatz einer therapeutischen oder diagnostischen Maßnahme bzw. welche medizinische Maßnahme bei einem bestimmten Krankheitsbild angebracht ist.

Bei Arzneimitteln spricht man in diesem Zusammenhang auch vom Anwendungsgebiet.

Methoden systemischer Therapie und Beratung

Der Kern systemischen Arbeitens ist die systemische Grundhaltung, die Menschen in ihren Systemzusammenhängen in den Blick nimmt und eine kooperative, gleichberechtigte Beziehung zwischen allen Beteiligten einer Therapie oder Beratung sucht. Zentrales Arbeitsmittel systemischer Praxis ist der öffnende Dialog. Den Klienten/-innen gegenüber bemüht man sich um eine Haltung des Respekts, der Unvoreingenommenheit, des Interesses und der Wertschätzung bisheriger Lebensstrategien und Verhaltensweisen. Dem ist der jeweilige Einsatz von Arbeitsmitteln und Handlungsstrategien nachgeordnet. Zur systemischen Methodik lässt sich das gesamte Spektrum des in den vergangenen fünf Jahrzehnten in Familientherapie und Systemischer Therapie entstandenen Instrumentariums zählen, z.B.:

Verstörung von Mustern

Die Systemisch Therapie forscht weniger nach den Ursachen einer Störung, sondern betrachtet viele Probleme als „Muster“, als eine – wie auch immer zustande gekommene – Form des zwischenmenschlichen Miteinanders. An die Stelle der „Behandlung der Ursachen“ tritt damit die Idee, das gewohnte Muster des Umgangs zu unterbrechen, zu „verstören“, so dass es nicht mehr so wie gewohnt ablaufen kann. Wenn etwa in der Beratung eine Mutter gebeten wird, ihrem Kind das Stottern „beizubringen“, da der Berater unbedingt das „Vollbild“ sehen müsse, ehe er einen Vorschlag für die Behandlung machen könne, werden die gewohnten Abläufe in der Familie auf den Kopf gestellt. Statt ständig das Kind zu ermahnen, sich doch zu konzentrieren, langsamer und ohne Stottern zu reden, wird nun ein neues Muster nötig, in dem eine Chance steckt, dass sich die Interaktionen um ein Problem herum völlig verändern.

Ausnahmen und „Möglichkeitssinn“

Das empathische Eingehen auf das Leiden von Menschen hat eine lange Tradition in der Beratungstätigkeit.. Wir haben viele Formen entwickelt, wie wir das Leid von Menschen verstehend nachvollziehen, dass wir manchmal vergessen, genauso empathisch für die in ihnen liegenden Möglichkeiten zu sein. In der systemischen Praxis wird dieser Entdeckung des Raumes von Möglichkeiten eine besondere Bedeutung beigemessen: wenn etwa beklagt wird, dass man im Team „nicht mehr miteinander reden könne“, wird sofort gefragt: „Wann war es denn das letzte Mal, dass es eine Ausnahme gab und Sie sich gut verstanden haben?“ – nicht selten war es „gestern“.

Zirkuläres / konstruktives Fragen

Zirkuläres Denken unterscheidet sich vom linear kausalen Denken, das auf nachvollziehbare Ursachen-Wirkungsbeziehungen abzielt. Zirkulär fragen heißt „um die Ecke fragen. Eine zirkuläre Frage (auch: triadische Frage) ist eine Technik, die darin besteht, die Gefühle und Reaktionen, die eine Person A infolge des Verhaltens von B entwickelt, nicht direkt von Person A zu erfragen, sondern von einer dritten Person C. Beispiel: „Sag mal Hans, was glaubst du, was deine Mutter fühlt, wenn sie deinen Vater so weinen sieht?“. Die Frage setzt voraus, dass es hier etwas Wahrnehmbares aus dem Bereich der Emotionen gibt. Hans wird die kommunikative Fähigkeit zugeschrieben, seine Wahrnehmung darzustellen. Sollte Hans also noch nie über Gefühle innerhalb dieses Systems gesprochen haben, hätte er heute die erste Gelegenheit dazu und würde den Spielraum der möglichen Kommunikation innerhalb des Systems ausdehnen.

Selbstreflexiver Dialog

Eine andere Möglichkeit, Ratsuchende auf die „Metaebene“ (von „außen“ auf sich selbst schauen) einzuladen, ist der selbstreflexive Dialog: die beratende Person äußert auf wertschätzende Weise eigene Gedanken mit den Fürs und Widers, die einzelne Sichtweisen und Lösungswege beinhalten könnten. So kann sich die ratsuchende Person ohne Entscheidungsdruck an verschiedene Möglichkeiten herantasten.

Externalisierung

Der Konflikt bzw. das Problem einer Person bzw. einer Gruppe wird grammatikalisch in der dritten Person  ausgesprochen („Wo lässt ‚es ‚Sie gegen Ihren eigenen Willen handeln?“) bzw. durch Figuren, Gegenstände etc. symbolisiert. Damit wird Distanz zum Problem und somit ein klarerer Blick darauf ermöglicht.

Die gewohnte Erzählung über das Problem wird „dekonstruiert“ und eine neue Erzählung wird angeregt, welche diejenigen Lebenserfahrungen hervorhebt, die durch die bis dahin dominierende Geschichte verdeckt wurden.

Abschlussinterventionen und „Verschreibungen“

Den Ratsuchenden werden Resümees, Handlungsvorschläge oder Aufgaben mit auf den Weg gegeben, die an Vertrautem anknüpfen, aber gleichzeitig die bisherigen Muster verstören. Das Verhalten der Mitglieder eines Systems soll für eine kurze Zeit unvorhersagbar werden, um so die Entwicklung neuer Muster zu ermöglichen.

Rituale

Rituale als gemeinsame, sinnstiftende Handlungen verbinden die daran beteiligten Menschen und schaffen eine hohe Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit. Rituale einer Gruppe von Menschen können deren Selbstverständnis verdeutlichen. Mit deren Veränderung wird ein neues Selbstverständnis dokumentiert.

Rituale können im therapeutischen und beraterischen Prozess auch genutzt werden, um eine alte Struktur innerhalb eines geschützten Rahmens in eine neue zu überführen.

Metaphern und Geschichten

Mit Metaphern und Geschichten beschreiben Menschen ihr Erleben. Diese tragen zur Konstruktion unserer Wirklichkeit bei und wirken gleichzeitig auf das Erleben ein. Ihre Bildhaftigkeit ermöglicht, komplexe Themen in ihrer Gleichzeitig darzustellen.

Im therapeutischen und beraterischen Arbeiten kann das Ausmalen und Verändern der Metaphern und Geschichten auf sehr greifbare Weise Sinn- und Möglichkeitskonstruktionen verändern.

Genogramm, Skulpturarbeit, Aufstellungen

Im systemischen Arbeiten wird häufig anschaulich gearbeitet. So kann in einem Genogramm z.B. die Herkunftsfamilie bildlich dargestellt werden. Hierdurch werden Beziehungen und ggf. auch Beziehungsmuster deutlich, die bisher nicht bewusste Einflüsse auf ein als problematisch empfundenes Verhalten hatten.

Ein weiterer Schritt in der Darstellung besteht darin, Beziehungen nicht nur als Zeichnung zu veranschaulichen, sondern auch räumlich wahrnehmbar zu machen. In einer Aufstellung z.B. wird eine Person aufgefordert, sich selbst und die anderen so im Raum zu platzieren, wie sie die Beziehungsmuster wahrnimmt (z.B. wer steht wem nah, wer schaut wen an?). Bei einer Skulptur können zusätzlich wahrgenommene Beziehungscharakteristika eingebracht werden (z.B. wer ist „oben“, wer „unten“, wer nimmt wem gegenüber welche Körpersprache ein? usw.). Es können auch stellvertretend Figuren aller Art aufgestellt werden (z. B. im Einzelsetting). Hier fehlt dann die Rückmeldung der Stellvertretenden, doch die Sicht der aufstellenden Person bleibt erhalten.
Zur Distanzierung von der Familienaufstellung nach Hellinger siehe: https://www.dgsf.org/themen/berufspolitik/hellinger.htm

Psychoanalyse

Im engeren Sinn ist die Psychoanalyse ein psychotherapeutisches Behandlungsverfahren. Im Unterschied zu übenden bzw. trainierenden Verfahren (wie Verhaltenstherapie) zählt sie zu den aufdeckenden Therapien, die versuchen, dem Patienten ein vertieftes Verständnis der ursächlichen (meist unbewussten) Zusammenhänge seines Leidens zu vermitteln. Dabei ist das wesentliches Ziel einer psychoanalytischen Therapie eine weitergehende Umstrukturierung der Persönlichkeit und insbesondere des Gefühlslebens in denjenigen Bereichen, die zur Aufrechterhaltung psychopathologischer Elemente (Symptome, Persönlichkeitseigenschaften) beitragen.

Die klassische Psychoanalyse findet in drei bis fünf Sitzungen von je 50 Minuten Dauer pro Woche statt, oft über mehrere Jahre. Der Patient liegt auf einer Couch und sagt möglichst unzensiert alles, was ihn gerade bewegt bzw. ihm durch den Sinn geht (freies Assoziieren). Der Analytiker sitzt hinter ihm, hört mit einer Haltung „gleichschwebender Aufmerksamkeit“ zu und teilt dem Patienten die während des psychoanalytischen Prozesses gewonnenen Erkenntnisse mit („Deutung“), wann immer er es für günstig hält. Insbesondere bemüht sich der Analytiker, die sich in der Beziehung zu ihm einstellenden Übertragungen typischer emotionaler Muster bzw. Motive des Patienten aufzuspüren, und ihre Bedeutung innerhalb der Psychodynamik des Patienten zu interpretieren, um sie einer Veränderung zugänglich zu machen („Übertragungsanalyse“). Auch die Traumanalyse kommt während der analytischen Behandlung zur Anwendung.

Psychotherapie

Unter Psychotherapie allgemein versteht man die Behandlung verschiedener seelischer Probleme. Dazu zählen Störungen der Wahrnehmung, des Verhaltens, der Erlebnisverarbeitung, der sozialen Beziehungen und der Körperfunktionen. Störungen auf der seelischen Ebene können Depressionen, Ängste, Essstörungen, Suchtverhalten, Zwangserkrankungen und auffälliges Verhalten auslösen. In der Psychotherapie werden unterschiedliche Methoden angewandt, um auf die psychischen und psychosomatischen sowie Lebenskrisen eines Menschen positiven Einfluss zu nehmen. Dabei werden beim Klienten die emotionale, kognitive, leibliche sowie die lerntheoretische Ebene berücksichtigt.

Die Wirkfaktoren von Psychotherapie sind empirisch nachgewiesen und hängen in erster Linie ab von der Qualität der therapeutischen Beziehung zwischen Klient und Therapeut, der Offenheit und der engagierten Mitarbeit des Klienten, der Mobilisierung von Hoffnung, der Überzeugung des Therapeuten helfen zu können, der Konfrontation mit den Problemen, der gemeinsamen Suche nach konstruktiven Lösungen, der korrigierenden Erfahrungen außerhalb der Therapie und dem Angebot eines Erklärungsmodells, welches dem Klienten ermöglicht, neue Bedeutungszusammenhänge für seine Situation zu erschließen.

Psychische Erkrankung / Seelische Störung

Eine psychische oder seelische Störung ist ein Zustandsbild, das durch krankheitswertige Veränderungen des Erlebens und Verhaltens gekennzeichnet ist. Es kann mit Abweichungen der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens oder auch des Selbstbildes (Selbstwahrnehmung) einhergehen. Typischerweise sind psychische Störungen mit deutlichem persönlichem Leidensdruck bzw. Belastungen und Problemen in mehreren Lebensbereichen verbunden. 

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Störungen ist zudem oft eine verminderte Selbstregulationskompetenz. In diesem Fall können die Betroffenen ihre Erkrankung auch durch verstärkte Bemühungen, Selbstdisziplin oder Willenskraft nur schwer oder gar nicht beeinflussen. Folgen der psychischen Symptomatik sind meist Probleme, den Alltag zu meistern, oder beeinträchtigte soziale Beziehungen(z. B. durch Schwierigkeiten, soziale Rollen wie vorher auszufüllen). 

Psychische Störungen treten in vielfältigen Erscheinungsformen auf und gehören zu den weitverbreitetsten Erkrankungen: nach der  Weltgesundheitsorganisation sind weltweit etwa 300 Millionen Menschen von Depressionen, 47,5 Millionen von Demenz und 21 Millionen von Schizophrenie betroffen. 

Selbstwirksamkeit

Als Selbstwirksamkeit bezeichnet man in der kognitiven Psychologie die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.

Somatoforme Störung

Somatoforme Störungen sind körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Kennzeichnend ist eine intensive Fixierung auf bestimmte körperliche (somatische) Symptome, die zu erheblichem Leid führen und die alltägliche Lebensführung beeinträchtigt.

Systemische Therapie

In der Systemischen Therapie werden seelische Erkrankungen bzw. Symptome nicht als Erkrankungen eines Einzelnen, unabhängig von dessen Kontext und den sozialen Beziehungen, verstanden, sondern im Zusammenhang mit dem jeweiligen Systems (z.B. der Familie, Freunde, Arbeitskollegen) in das der Einzelne eingebettet ist, betrachtet. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, den Patienten dabei zu unterstützen, seine Probleme und Schwierigkeiten, Konflikte und Gefühle sichtbar zu machen, und andere Perspektiven zu verstehen bzw. einnehmen zu können. Dies ermöglicht dem Patienten, alte Muster zu erkennen, und diese, auch unter Einbeziehung des Systems, neu zu bewerten bzw. andere Umgänge mit diesen zu finden. Dabei arbeitet die systemische Therapie mit vielen unterschiedlichen Methoden, bestimmten Fragetechniken, Rollenspielen, kreativen Techniken, Geschichten usw. Der Fokus liegt dabei auf den vorhandenen Ressourcen des Patienten und der Lösung seiner Schwierigkeiten und Konflikte.

Suizidalität (Suizidabsichten und Suizidversuche) 

Der Weg zum Suizid oder -versuch kann als ein kontinuierliches Verhalten beschrieben werden. Oftmals beginnt es mit dem Wunsch nach Ruhe, einer Unterbrechung des Lebens, steigert sich in Todeswünsche, Suizidgedanken und -pläne, bis es schließlich zur selbstschädigenden bis lebensbedrohlichen Handlung kommt. Die Sehnsucht nach Ruhe, Todeswünsche und Suizidgedanken ohne konkrete Planung kennen ca. 25% der Jugendlichen. Suizidabsichten und -pläne sind hingegen fast immer Ausdruck einer starken selbst erlebten Not. Ein Mensch, der sich innerlich fest entschlossen hat sterben zu wollen, steckt in einer akuten lebensbedrohlichen Krise. Bei den meisten Jugendlichen hält dieser Zustand nur über einen kurzen Zeitraum an.

Suizidankündigungen sollten generell ernst genommen werden und müssen für Eltern, Freunde und andere Kontaktpersonen immer ein alarmierendes Warnzeichen sein. Denn die Ernsthaftigkeit eines Suizidversuchs ist oft schwer abzuschätzen. Dies gilt besonders bei Kindern. Hier ist dringend die umgehende Vorstellung in der zuständigen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie notwendig, damit das Risiko durch einen Facharzt eingeschätzt wird und, falls nötig, Maßnahmen eingeleitet werden können.

Tic-Störungen / Tourette-Syndrom

Tics, ein häufiges Symptom bei Kindern, sind unwillkürliche, nicht zweckgebundene Bewegungen und/oder Lautäußerungen. Sie werden entsprechend ihrer Ausprägung in motorische oder vokale Tics sowie in einfache oder komplexe Tics unterteilt.

Motorische Tics sind abrupt einsetzende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die unwillkürlich ablaufen und nicht zweckgebunden sind. Die Bewegungen laufen oft wiederholt in immer gleicher Weise ab, sind aber nicht rhythmisch. Sie können einzeln oder in Serie auftreten. Insbesondere bei schweren Ausprägungen können komplexe (kombinierte) motorische Tics auftreten, bei denen mehrere Muskelgruppen beteiligt sind oder bei denen scheinbar zweckgerichtete Bewegungen ausgeführt werden, wie beispielsweise Hüpfen, Drehungen oder Aufstampfen. Besondere Formen komplexer motorischer Tics sind die Kopropraxie und die Echopraxie. Motorische Tics finden sich am häufigsten im Gesicht und am Kopf, sie können sich z.B. in Form von Augenblinzeln, Kopfrucken und Schulterrucken äußern.

Vokale Tics stellen sich durch das unwillkürliche Äußern von Lauten und Geräuschen dar, wie beispielsweise Räuspern, Schniefen, Grunzen, Quieken und in seltenen Fällen lautem Schreien. Besondere Formen der komplexen vokalen Tics sind die Koprolalie, die Echolalie und die Palilalie. Treten komplexe vokale und multiple motorische Tics kombiniert auf, spricht man von dem so genannten Tourette-Syndrom. Hierunter fallen auch Tic-Störungen, die mehrmals täglich, ohne Rückbildung (Remission) über die Dauer eines Jahres (= chronische Tic-Störung) auftreten und sich vor dem 18. Lebensjahr manifestiert haben. 

Trauma

Der Begriff Trauma (griech.: Wunde) lässt sich bildhaft als eine "seelische Verletzung" verstehen, zu der es bei einer Überforderung der psychischen Schutzmechanismen durch ein traumatisierendes Erlebnis kommen kann. Als traumatisierend werden im Allgemeinen Ereignisse wie schwere Unfälle, Erkrankungen und Naturkatastrophen, aber auch Erfahrungen erheblicher psychischer und körperlicher Gewalt sowie schwere Verlust- und Vernachlässigungserfahrungen bezeichnet. 

In den medizinischen Klassifikationssystemen wird ein Trauma definiert als ein Ereignis, das objektiv "mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß" einhergeht oder den„tatsächlichen oder drohenden Tod, tatsächliche oder drohende ernsthafte Körperverletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit von einem selbst oder Anderen" einschließt, und subjektiv "bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ beziehungsweise mit "starker Angst, Hilflosigkeit oder Grauen" erlebt wurde.

Als traumatisch erlebte Ereignisse können bei fast jedem Menschen eine tiefe seelische Erschütterung mit der Folge einer Überforderung des angeborenen biologischen Stresssystems verursachen. Somit wirkt sich ein Trauma nicht nur seelisch, sondern auch körperlich aus. Die Überflutung des Gehirns im Rahmen einer überwältigenden Stressreaktion behindert  die angemessene Verarbeitung des Erlebten mit der Folge, dass der Betroffene die gemachte Erfahrung nicht wie gewohnt in seinen Erlebnisschatz integrieren und dann wieder Abstand davon gewinnen kann. Dieser Umstand kann dazu führen, dass der Organismus auf einem erhöhten Stressniveau verharrt und charakteristische Folgebeschwerden entwickelt.  

Traumatisierende Erlebnisse können Spuren in der Psyche eines Menschen hinterlassen. Dies geschieht meist unabhängig von den individuellen Fähigkeiten der Betroffenen, Krisensituationen zu meistern. Posttraumatisches Stresserleben ist nicht unnormal oder ein Zeichen von Schwäche, sondern ein Signal dafür, dass das Gehirn bemüht ist, Erlebtes zu verarbeiten. Es ist eine natürliche Reaktion des Körpers und der Psyche auf eine zutiefst belastende Erfahrung.

Wie gut ein Trauma verkraftet und verarbeitet werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Hier spielen die individuelle Lebensgeschichte sowie das persönliche Befinden zum Zeitpunkt des traumatischen Geschehens ebenso eine Rolle wie bestehende Umgebungsfaktoren, Risiko- und Schutzfaktoren, aber auch die Schwere und Dauer der Traumatisierung. Glücklicherweise legen sich bei den meisten Menschen die posttraumatischen Beschwerden nach einer Weile von allein. und der Betroffene kann das Erlebte zurücklassen, ohne dass es ihn in seinem weiteren Leben bedeutend beeinträchtigt. Wirken jedoch mehrere belastende Faktoren zusammen, können die posttraumatischen Symptome fortbestehen, obwohl das traumatische Ereignis bereits Wochen oder Monate, zum Teil auch Jahre zurückliegt. Bei diesen Personen spricht man dann von einer Traumafolgestörung bzw. eine Posttraumatischen Belastungsstörung.

Tiefenpsychologisch fundierte Therapie

Die tiefenpsychologisch fundierten Verfahren, sind sehr verbreitete Therapieformen. Sie werden über das gesamte Spektrum von neurotischen, psychotischen und psychosomatischen Störungen angewendet.

Die therapeutischen Prinzipien haben sich vor allem aus der psychoanalytischen Praxis entwickelt. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf Konflikten und Entwicklungsstörungen, die in der aktuellen Lebenssituation des Patienten auftreten. Die ausführliche Bearbeitung zugrunde liegender Ursachen solcher Konflikte und Störungen, die aus der weiteren Vergangenheit, insbesondere aus der frühen Kindheit der Patienten stammen, spielt bei den tiefenpsychologisch fundierten Verfahren keine zentrale Rolle. Die psychoanalytischen Konzepte von Unterbewusstsein, Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung werden von tiefenpsychologisch fundierten Therapeuten beachtet, bilden jedoch nicht den Schwerpunkt der therapeutischen Arbeit. In der therapeutischen Praxis arbeiten Patient und Psychotherapeut zielorientiert, die Ziele und Schwerpunkte werden vor und während der Behandlung miteinander besprochen.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie wurde v.a. in den USA aus der Lerntheorie entwickelt. Der Kerngedanke ist, dass (problematisches) Verhalten erlernt wurde und auch wieder "verlernt" werden kann, bzw. neue, angemessenere Verhaltensmuster erlernt werden können. Seitdem wurde die Verhaltenstherapie in vielerlei Weise weiterentwickelt, vor allem mit kognitiver Elementen, d.h. es werden nun stärker das Erleben, die Gedanken und Gefühle der Patienten/Klienten mit einbezogen.

Typische Elemente einer Verhaltenstherapie sind z.B. Problem- und Bedingungsanalysen für eine genaue Diagnose und Klärung des Problems. Die Arbeit ist Ziel- und Lösungsorientiert, häufig werden Verhaltensübungen eingesetzt, die sowohl offen (in der Sitzung oder als Hausaufgaben) oder auch verdeckt, d.h. nur in der Vorstellung der Patienten/Klienten durchgeführt werden können. Klassische therapeutische Techniken der Verhaltenstherapie sind Konfrontation mit beispielsweise angstauslösenden Reizen (z.B. Exposition, systematische Desensibilisierung), Verstärkung ("Belohnung") von erwünschten und Löschung ("Nichtbeachtung") unerwünschten Verhaltens.

Zwang / Zwangserkrankung

Eine Zwangserkrankung ist eine psychische Störung, deren wesentliche Kennzeichen wiederkehrende unerwünschte Gedanken und/oder und zwanghafte Handlungen sind, die den Betroffenen immer wieder stereotyp beschäftigen. Zwanghafte Vorstellungen oder Handlungen kennen die meisten Menschen von sich selbst, z.B. das Prüfen, ob die Tür wirklich geschlossen ist, obwohl man eigentlich weiß, dass man sie gerade erst abgeschlossen hat. Von einer Zwangserkrankung oder Zwangsstörung spricht man erst, wenn sich derartige Verhaltensweisen andauernd wiederholen und ein solches Ausmaß annehmen, dass der Betroffene daran leidet und/oder der Alltag beeinträchtigt ist.

Zu dieser Krankheit gehören in der Regel Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Vorstellungen, Gedanken oder Impulse, die der Betroffene als unsinnig oder übertrieben erkennt, die also nicht seine eigene Meinung wiedergeben, die sich ihm aber dennoch immer wieder aufdrängen. Sie lösen unangenehme Gefühle wie Ängste, Unbehagen oder Ekel aus. Zwangshandlungen sind sich wiederholende Verhaltensweisen, die oft immer gleich ablaufen müssen und zu denen sich der Betroffene gedrängt fühlt, obwohl er sie als übertrieben oder sinnlos erkennt. Zwangshandlungen haben oft zum Ziel, Ängste, Unbehagen oder Ekel zu verringern, welche durch Zwangsgedanken ausgelöst worden sind.

Im Gegensatz zu Erwachsenen ist Kindern die Unsinnigkeit ihres Verhaltens meistens nicht bewusst.